„Saarretter“ werden: Neue App hilft bei Herzkreislaufstillständen

Pressemitteilung /

Das Team Winterberg unterstützt die Initiative. Eine sofortige Herzdruckmassage verdoppelt die Überlebenschance.

Im Saarland wird der Rettungsdienst jährlich zu 1200 Menschen mit Herzkreislaufstillstand alarmiert – das ist ein lebensbedrohlicher Notfall und es muss schnell gehen. Durchschnittlich dauert es zehn Minuten, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Die App „Saarretter“ soll ab sofort helfen, diese Zeit zu überbrücken: Registrierte Ersthelfer, die gerade in der Nähe eines medizinischen Notfalls sind, werden per Smartphone alarmiert und können helfen, indem sie zeitnah mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Auf dem Winterberg begrüßt man diese Initiative sehr: „Mit jeder Minute ohne Sauerstoffversorgung entstehen im Gehirn irreparable Schäden. Eine sofortige Herzdruckmassage verdoppelt die Überlebenschance “, sagt Kardiologe Dr. Christian Weth, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II und mehrmals pro Woche auch als Notarzt im Saarland unterwegs.

Im Saarland sollen geschulte Helfer künftig digital über einen Notfall in ihrer Nähe alarmiert werden, um schnell mit Sofortmaßnahmen etwa bei einem Herzstillstand beginnen zu können. Das Ministerium für Inneres, Bauen und Sport sowie der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) starteten jetzt das Projekt „Saarretter“. Über die App „Katretter“ werden bei einem Notfall über das Smartphone registrierte Ersthelfer in der Nähe alarmiert, die innerhalb weniger Minuten vor Ort sein und einen Minimalkreislauf aufrechterhalten können, bis Rettungswagen und Notarzt eintreffen.

Als „Saarretter“ registrieren können sich volljährige Personen, die über medizinische Qualifikationen verfügen, z. B. Ärzte, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungsdienst-Mitarbeiter, Menschen mit einer Sanitätsausbildung in einer Hilfsorganisation, (Kinder-) Krankenpfleger oder Medizinische Fachangestellte. Das Klinikum Saarbrücken unterstützt diese Initiative und ruft alle in Frage kommenden Personen auf, sich als „Saarretter“ zu registrieren.

Sofort einsetzende Herzdruckmassage ist entscheidend 

Denn hier weiß man aus der täglichen Erfahrung als Notfallzentrum: „Mit jeder Minute ohne Sauerstoffversorgung entstehen im Gehirn unwiederbringliche Schäden. Eine sofortige Herzdruckmassage verdoppelt die Überlebenschance “, sagt Kardiologe Dr. Christian Weth, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II, Ärztlicher Leiter des Notarztstandorts 1121 und mehrmals pro Woche auch als Notarzt im Saarland unterwegs.

Im Saarland vergehen durchschnittlich bis zu zehn Minuten, bis der Rettungsdienst bei einem Herzkreislauf-Stillstand eintrifft (vgl. Ärztezeitung vom 4. Januar 2024). Bei einer Aktivierung über die App könnten qualifizierte Ersthelfer bereits nach zwei, drei oder vier Minuten vor Ort sein und einen Minimalkreislauf aufrechterhalten. „Das ist ganz entscheidend“, sagt Dr. Christian Weth.

Das zertifizierte Cardiac Arrest Center des Klinikums Saarbrücken, wo Menschen nach einem Herzkreislaufstillstand professionell weiterbehandelt werden, setzt sich schon lange dafür ein, möglichst viele Menschen mit dem notwendigen Wissen auszustatten, um bei einem Herzkreislaufstillstand eingreifen können. Dazu finden jährlich auch so genannte „Laien-Reanimationkurse“ statt. Im Saarland wird der Rettungsdienst jährlich zu 1200 Menschen mit Herzkreislaufstillstand alarmiert. 

Um die Überlebenschance zu erhöhen, müssen sämtliche Glieder der Rettungskette eng verzahnt arbeiten, sowohl sofort nach dem Ereignis durch unmittelbar einsetzende Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien und Rettungsdienst als auch im Krankenhaus durch die vernetzte, kompetente Behandlung innerhalb eines zertifizierten Zentrums wie das auf dem Winterberg.

Rettungsleitstelle & Saarretter werden parallel alarmiert

„Je schneller der Patient oder die Patientin nach einem Herzkreislaufstillstand reanimiert wurde, desto effektiver können wir im Krankenhaus arbeiten und desto besser sind die Erfolgsaussichten, dass dieser Mensch ohne Beeinträchtigung weiterleben kann“, sagt Prof. Dr. Florian Custodis, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II und Leiter des Cardiac Arrest Center, „die Erfolgschancen einer Reanimation nach drei Minuten betragen etwa 75 Prozent. Wenn zehn Minuten vergehen, ohne dass Wiederbelebungsmaßnahmen gestartet werden, schrumpft die Erfolgschance auf etwa zehn Prozent“.

Wie läuft die Alarmierung konkret ab? Wenn ein Notruf über die Nummer 112 in der Integrierten Leitstelle des Saarlandes eingeht, bei dem ein Herz-Kreislauf-Stillstand vermutet wird, wird parallel zum Rettungsdienst ein Alarm an das „Katretter“-System gesendet. Befinden sich nach einer GPS-Abfrage Ersthelfer in fußläufiger Nähe des Notfallortes, werden diese über die App alarmiert. Diese wertvolle Bonuszeit, in der Wiederbelebungsmaßnahmen starten, kann Leben retten.

Als „Saarretter“ registrieren können sich volljährige Personen, die über medizinische Qualifikationen verfügen, Maßnahmen der Wiederbelebung kennen und handlungssicher anwenden können, z. B. Ärzte, Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungsdienst-Mitarbeiter, Menschen mit einer Sanitätsausbildung in einer Hilfsorganisation, (Kinder-) Krankenpfleger oder Medizinische Fachangestellte. Menschen aus dem Team Winterberg, die sich registrieren möchten, können dies über das Sekretariat der Inneren Medizin II tun (kardiologiethou-shalt-not-spamklinikum-saarbruecken.de). 

Weitere Infos: www.saarretter.de

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Alarmierungskette bei einem vermuteten Herzkreislaufstillstand über die App "Saarretter" grafisch erklärt
Portraitfoto Christian Weth
Dr. Christian Weth ist Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II und fährt mehrmals pro Woche als Notarzt durchs Saarland.
Im Cardiac Arrest Center des Klinikums Saarbrücken können Menschen nach einem Herzkreislaufstillstand weiterbehandelt werden, die schnell nach dem Ereignis wiederbelebt wurden.
Portraitfoto Chefarzt Prof. Dr. Florian Custodis
Prof. Dr. Florian Custodis ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II und Ärztlicher Leiter des Cardiac Arrest Centers.