Sein Herz schlägt wieder: Ein neues Leben für Uwe Keck

Pressemitteilung /

Wenn im Moment der größten Not Menschen da sind, die das Richtige tun, kann das über Leben und Tod entscheiden. Uwe Keck weiß das. Der Dudweiler erlitt einen Herzkreislauf-Zusammenbruch und wurde durch gute Erstversorgung und anschließende hochwertige medizinische Versorgung im Cardiac Arrest Center des Klinikums Saarbrücken ins Leben zurückgeholt. Für sein neues Leben ohne die drei Schachteln Zigaretten täglich und mit viel neuem Mut ist der 53-Jährige dankbar.

„Viele Menschen haben zur richtigen Zeit alles getan, um mich zu retten. Ich bin so froh, dass ich lebe. Meine Söhne brauchen mich doch noch.“ Fast ein Jahr ist es her, seit der 53-Jährige einige leichte Schlaganfälle hatte und in der Kardiologie des Klinikums Saarbrücken ein Loch im Herzen vorsorglich mit einem Herzschirm“ verschlossen wurde, um erneute Schlaganfälle zu verhindern. Danach fühlt er sich gut – bis er drei Monate später, im Dezember 2018, in der Praxis seines Hausarztes mit Herzweh und Luftnot zusammenbricht: „Von da an weiß ich nichts mehr.“ Was er inzwischen weiß: Er lag einen Monat im Koma, Mitte Dezember bis Mitte Januar. Was die Ärzte wissen: Dass Uwe Keck diese gesundheitliche Berg- und Talfahrt überstanden hat und heute zuhause regenerieren kann, ist beachtlich. Eine helle Tür und eine dunkle habe er noch gesehen („wie im Film“), erinnert sich Uwe Keck: „Ich bin durch die dunkle gegangen.“ In der Tat kam er fast tot mit dem Rettungswagen im Klinikum Saarbrücken an. Aufgrund eines akuten Herzinfarktes, der bereits zu einem „Herzschock“ geführt hatte, drohte sein Kreislauf vollständig zusammenzubrechen – ein Fall für das Cardiac Arrest Center, das der Winterberg saarlandweit einzigartig im Jahr 2017 für genau solche Fälle installiert hat: Hier werden Menschen versorgt, die nach einem Herzkreislaufstillstand erfolgreich reanimiert werden konnten. Zentrale Notaufnahme, Innere Medizin II (Herzkatheterlabor), das Zentrum für Intensiv- u. Notfallmedizin, die Klinik für Neurologie und das Institut für Radiologie arbeiten in diesem Zentrum interdisziplinär zusammen, um diesen Patienten professionell, schnell und erfolgreich zu helfen. „Ich bin allen Ärzten dankbar, die Zusammenarbeit war vorbildlich“, sagt Uwe Keck heute, für den der Genesungsprozess nach dem lebensretten Einsatz im Cardiac Arrest Center gerade erst begonnen hatte. Nach erfolgreicher Behandlung des Infarktes im Herzkatheterlabor und anfänglicher Stabilität verschlechterte sich sein Zustand nach 2 Tagen rapide, was sich in permanentem Kammerflimmern manifestierte. Um seinen Kreislauf in dieser nahezu aussichtslosen Situation aufrecht zu erhalten, wurde er an eine sogenannte ECMO, eine miniaturisierte Herz-Lungenmaschine, angeschlossen. Diese übernimmt extern den Kreislauf und die Atmung, wenn der Körper Erholungszeit braucht. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Eine weitere Behandlung kann nur in einem hochspezialisierten Zentrum fortgeführt werden. Ein Transport mit einem Intensivtransporthubschrauber war wegen des kritischen Patientenzustandes nicht möglich, daher verlegte man Uwe Keck per Intensivtransportmobil (ITM) ins Universitätsklinikum Heidelberg – eine Premiere für den Rettungsdienst, denn zum ersten Mal war eine solche ECMO neben einer weiteren Herzunterstützungspumpe bei einem solch langen Transport mit an Bord. „Es war in der Tat eine Premiere für uns. Alle beteiligten Kräfte, insbesondere auch die Kollegen der Berufsfeuerwehr Saarbrücken haben hier reibungslos zusammengearbeitet und diesen Transport ermöglicht“, sagt Dr. Thomas Schlechtriemen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes des Saarlandes. In Heidelberg wird den behandelnden Ärzten schnell klar, dass Keck aufgrund der immer noch anhaltenden schweren Herzrhythmusstörung entweder sehr schnell ein künstliches Herz oder ein Spenderorgan benötigt. Letztlich beschließen sie, ein Behandlungsverfahren einzusetzen, welches bei einer derartig schweren Herzrhythmusstörung noch nie angewandt wurde: Mittels radioaktiver Strahlen veröden sie in Kecks linker Herzkammer einen kleinen Bereich des Herzmuskels, der durch den Herzinfarkt geschädigt wurde, und der für die lebensbedrohliche Rhythmusstörung verantwortlich ist. Das funktionierte tatsächlich. Bereits wenige Tage später benötigt er keine starken Antiarrhythmika – Medikamente zur Therapie von Herzrhythmusstörungen – mehr. Die Herzunterstützungspumpen können entfernt werden. Im Januar erwacht Uwe Keck nach über einem Monat aus dem künstlichen Koma. Sein erster Satz: „Habe ich jemanden verletzt?“. Seine letzte Erinnerung ist die Autofahrt zum Hausarzt 30 Tage vorher. „Mein Vater ist bei einem Autounfall verunglückt, die Angst vor einem Autounfall sitzt tief“, sagt Uwe Keck, „es war mein Glück, dass es in der Arztpraxis passiert ist. Ich lebe alleine, wenn das zuhause passiert wäre, daran mag ich nicht denken.“ Die Pflegekräfte in Heidelberg haben ihm das Telefon ans Ohr gehalten, wenn seine Mama aus dem Saarland anrief. „Da habe ich offenbar im Koma gelächelt“, wurde ihm berichtet. Auch die beiden Söhne, 26 und 17 Jahre alt, gaben ihm Halt. Nach einem Reha-Aufenthalt in Illingen und zwei Kurzaufenthalten im Pflegeheim ist er nun zuhause. Der Körper hat sich im künstlichen Koma erholt, alles wurde auf Neuanfang gestellt, so empfindet er es: „Ich bin auf der Arbeit immer unter Volldampf gelaufen“, er war 37 Jahre als Eisenfahrer bei Halberg Guss beschäftigt: „Das bleibt leider nicht in den Klamotten hängen.“ Heute, 40 Kilogramm leichter, fühlt er sich befreit und gesünder: „Ich musste alles neu lernen: Laufen, essen, bewegen. Aber ich bin so dankbar dafür, dass ich das darf, dass ich diese Chance bekomme.“ Uwe Keck schaut optimistisch nach vorne: „Ich will noch älter werden.“ Schlafen kann er ohne Hilfe noch immer nicht gut, auch einige Panikattacken plagen ihn seit diesen schlimmen Vorfällen. Er hat Angst, dass sein Körper ihn wieder in diese Situation bringt. Er spürt aber vor allem auch eins: Dankbarkeit: „Vergangenheit ist Vergangenheit – ich versuche, das alles hinter mir zu lassen, ich will noch viel älter werden!“ Auch die 70 Zigaretten täglich, die vorher zu Uwe Keck gehörten wie sein „Schnurres“, den ihm die Schwestern – gut gemeint – abrasiert haben, vermisst er nicht. „Ich fühle mich gereinigt. Ich bin ruhiger und mein Blutdruck hat sich normalisiert. Das ist ein Geschenk.“

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