Lio, der Löwenjunge, der sich ins Leben kämpft

Pressemitteilung /

Das Bauchgefühl seiner Mutter und die Entscheidung, auf dem Winterberg zu entbinden, retten sein Leben.

Lio sieht man seinen schweren Start ins Leben nicht an. Nur knapp überlebte der heute Eineinhalbjährige das lebensbedrohliche Lungenversagen, das sich direkt nach seiner Geburt in den ersten Lebensstunden entwickelte. Dank modernster Therapien, klinikübergreifender Zusammenarbeit und seinem Überlebenswillen kämpfte sich Lio ins Leben zurück. 

Rückblick:
Laura und Jermaine Schmidt wurden 2021 zum dritten Mal Eltern und freuten sich gemeinsam mit zwei älteren Brüdern auf Lio. Bis auf den gut behandelten Schwangerschaftsdiabetes erlebte die 35-Jährige die Schwangerschaft unkompliziert, Lio entwickelte sich prächtig. Für die Eltern war bereits vor der Geburt klar, dass Lio das Licht der Welt auf dem Winterberg erblicken sollte. Beide Eltern sind seit fast zwei Jahrzehnten Teil des Team Winterberg und zudem vom babyfreundlichen Perinatalzentrum Level 1 überzeugt. 

Fünf Wochen vor dem errechneten Termin verspürte die Schwangere eine Müdigkeit, die sie nicht zuordnen konnte, gepaart mit einem „schrecklichen Bauchgefühl“, das sie nachts nicht schlafen ließ. Die behandelnden Ärzte nahmen Laura Schmidt mit ihren Sorgen ernst und entschieden, dass Lios Geburt trotz unauffälliger „CTGs“, einer Aufzeichnung der fetalen Herztöne und Kontraktionen der Gebärmutter (auch Kardiotokographie genannt), eingeleitet wurde.  Lio kam in der 36+2 Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von 3155 Gramm am 10. Juni 2021 spontan im Klinikum Saarbrücken zur Welt. Obwohl er atmete und schrie, bat die dreifache Mutter die anwesenden Kinderärzte um eine sofortige Untersuchung und äußerte ihre Vermutung, dass Lio dringend medizinische Unterstützung benötigte. Ihr Bauchgefühl bestätigte sich, denn Lio konnte nicht richtig atmen und wurde auf die Kinderintensivstation KIS 20 verlegt. Trotz dieser Ausnahmesituation begann die dreifache Mutter Muttermilch abzupumpen, denn diese würde ihm guttun. 

Ein schwerer Start ins Leben

Seine Lungen schafften es nicht, seinen kleinen Körper mit Sauerstoff zu versorgen, ein Zustand, der eine sofortige intensivmedizinische Therapie erforderlich machte. Trotz direkter Beatmung mit einem Beatmungsgerät, Sauerstoffgabe und unterstützenden Medikamenten verschlechterte sich Lios Zustand zusehends, denn der Sauerstoffaustausch, der normalerweise in den Lungenbläschen stattfindet, war durch die fehlende Lungenentfaltung des linken Lungenflügels massiv gestört. An seinem dritten Lebenstag blieb als letzte und einzige Therapieoption zum Überleben die Herz-Lungen-Maschine - in der Fachsprache „ECMO“ (extrakorporale Membranoxygenierung), für die eine Verlegung in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) nötig war.

Laura Schmidt erinnert sich sehr gut an den Moment der Verlegung. „Der Arzt teilte mir mit, dass es sein könnte, dass Lio den 30-minütigen Hubschrauberflug von Saarbrücken nach Mannheim nicht überleben würde,“ erzählt die dreifache Mutter. „Bei dem Abschied war nicht klar, ob wir ihn lebend wiedersehen würden.“ In diesem Moment möchte sie Erinnerungen an die kurze, gemeinsame Zeit schaffen und packte alles ein, was Lio berührt hatte. Und sie ließ sich von ihrem Wunsch, ihren Sohn zu stillen, nicht abbringen und pumpte weiter Muttermilch ab. 

Neben der Angst um Lio und seiner Begleitung im Krankenhaus müssen sich die Eltern ebenfalls um den Alltag der beiden älteren Söhne kümmern und sich aufteilen.

Lio überlebte den Flug nach Mannheim und konnte dort jedoch nicht wie geplant an die lebensrettende ECMO angeschlossen werden, da Lio bereits eine Blutgerinnungsstörung entwickelt hatte. Die Behandlungsoptionen waren dadurch sehr eingeschränkt, die Lage war sehr kritisch und es blieben nur die Veränderungen der Medikamente, der Beatmungsparameter und der Körperlage. Wie durch ein Wunder stabilisierte sich Lios Gesundheitszustand langsam und nach wenigen Tagen konnte die invasive Beatmung durch eine sogenannte „High-Flow-Beatmung“, eine nicht-invasive Atemunterstützung, ersetzt werden. Nur neun Tage später konnte Lio wieder nach Saarbrücken zurückverlegt und dort weiterbehandelt werden. 

Am Tag nach der Rückverlegung auf der KIS 20 auf dem Winterberg erhielten die Eltern die nächste Diagnose: Lio hatte eine Hirnblutung erlitten, Lios weitere Entwicklung sei ungewiss. Doch Lio zeigt mehr als nur Überlebenswillen, er lernte mit Unterstützung der Stillberaterinnen das Saugen an der Brust und sprach sehr gut auf die Krankengymnastik an. Das interdisziplinäres Team der KIS 20 aus spezialisierten Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen, Kinderärzten, Stillberaterinnen, Physiotherapeuten und der Sozialmedizinischen Nachsorge arbeitete Hand in Hand für ein Ziel: Lios Genesung und Entwicklung. 

Weiterbetreuung durch die Sozialmedizinische Nachsorge 

Knapp drei Wochen nach seiner Geburt konnte Lio nach Hause entlassen werden. Die fünfköpfige Familie wurde seitens der Sozialmedizinischen Nachsorge auch zuhause weiterbetreut. Aufgrund der zeitintensiven Therapien, die auch daheim von den Eltern weitergeführt werden müssen, regte diese die Beantragung eines Pflegegrades an, die seitens der Pflegekasse bewilligt wurde. Dies ermöglicht der Familie mehr gemeinsame Lebenszeit. 

Heute geht es Lio auf den ersten Blick gut. Er ist eine Frohnatur und erkundet mit kleinen Schritten die Welt. Seine Entwicklung schreitet dank der flankierenden Therapien gut voran, doch seine Lungen sind geschädigt und sein Immunsystem angeschlagen. Häufige Infekte sind die Folge, aber Laura und Jermaine Schmidt sind unendlich dankbar, dass Lio den ersten, und hoffentlich schwersten Kampf seines Lebens, gewonnen hat. „Durch Lio erleben wir das Leben bewusster und wir priorisieren sicherlich anders als Familien mit gesunden Kindern. Wir haben größten Respekt vor den Saarbrücker und Mannheimer Kolleginnen und Kollegen - sie haben unser Baby gerettet. Und unsere Teamkollegen der Station 52 und des OPs haben während der schweren Zeit mitgefiebert und mit vielen lieben Gesten unterstützt. Auch unser Arbeitgeber hat viele unbürokratische Lösungen mit uns gefunden und uns gezeigt, dass wir im Team Winterberg richtig sind.“

„Hört auf euer Bauchgefühl."

Und die dreifache Mutter hat noch einen Rat für alle Frauen, die gerade ein Baby erwarten: „Hört auf eurer Bauchgefühl, holt euch zur Not eine zweite Meinung. Ich bin so froh, dass ich es getan habe und man meine Sorgen hier auf dem Winterberg ernst genommen hat.“ Über allen Sorgen stehen aber insbesondere: Hoffnung und Dankbarkeit. Die Geschichte hätte auch anders enden können – hat sie aber nicht. Weil die Mama auf ihr Herz gehört und viele Menschen ihr zugehört haben – und so der kleine Kämpfer Lio gerettet werden konnte. 

 

Hintergrundinformationen zum Perinatalzentrum Level 1, zur Frauenklinik für und zur Elternschule finden Sie hier. Auf dem Winterberg gibt es das einzige Perinatalzentrum Level 1 im Raum Saarbrücken – diese Einstufung legitimiert die sichere Betreuung von Risikoschwangerschaften, auch weil die Kinderklinik Tür an Tür auf derselben Etage ist und die Präsenz eines Kinderarztes 24/7 sichergestellt ist. Diese Kombination ist in Saarbrücken einzigartig. Eine Erstvorstellung und eine Anmeldung zur Geburt ist unter der Rufnummer 0681 963 2232 möglich. 
 

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Neugeborenes Kind auf der Intensivstation mit Beatmungsschlauch.
Lio Schmidt kurz nach seiner Geburt auf der Kinderintensivstation KIS 20.
Familienbild der Familie Schmidt mit den Kindern Jaxon, Lennox und Lio (von links nach rechts).
Im Dezember 2022: Laura und Jermaine Schmidt mit ihren Kindern Jaxon, Lennox und Lio (v.l.n.r.).