Sozialmedizinische Nachsorge
Nachbetreuung nach dem Krankenhausaufenthalt für Kinder und ihre Familien
Derzeit leben in Deutschland ca. 35.000 Familien mit einem frühgeborenen, chronisch oder schwerstkranken Kind. In unserer Klinik werden die kleinen und großen Patienten im Alter von 0 bis 18 Jahren medizinisch umfassend und intensiv behandelt. Viele fallen jedoch nach der Entlassung in ein Versorgungsloch.
Denn das Leben nach dem Krankenhausaufenthalt ist eine Herausforderung für viele Familien: Gerade beim Übergang aus unserer Klinik ins heimische Kinderzimmer werden die Familien in der Versorgung und Krankheitsbewältigung stark gefordert und allein gelassen. Sie leben mit Gefühlen der Angst, der Schuld, der Hilflosigkeit oder Wut und müssen lernen, diese zu bewältigen. Weiterhin müssen die Familien die vielfältigen, teils sehr komplexen Therapien verstehen und in den Alltag integrieren.
Das Leben aller Familienmitglieder in Bezug auf Beruf, Schule und Freizeit muss neu organisiert werden. Dazu kommen die zunehmende Bürokratie und die Kostenträger, mit denen die Familien sich auseinandersetzen müssen. Die Aufgliederung des Sozial- und Gesundheitswesens in verschiedene Bereiche (u.a. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Jugendhilfe, Sozialhilfe) und die Trennung in den ambulanten, stationären und rehabilitativen Sektor stellen die Familien manchmal vor unüberwindbare Hürden.
Die Folgen sind:
- Wichtige Therapien werden nicht oder viel zu spät eingeleitet
- Verunsicherungen führen zu unnötigen Klinikaufenthalten (Drehtüreffekt)
- Familien mit Migrationshintergrund, Armut, sozialer Belastung oder psychischen Problemen sind oft besonders überfordert, dies zeigt sich in einer signifikant schlechteren Gesundheit.
Auch die Gesellschaft ist direkt oder indirekt von den Konsequenzen betroffen:
- Spätfolgen und Therapiekomplikationen verursachen erneut Kosten im Gesundheitswesen
- Die Betroffenen stehen der Gesellschaft in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht nur eingeschränkt zur Verfügung
- Weitere Hilfen zur gesellschaftlichen Integration durch Sozial- oder Jugendamt sind häufig teuer
- Eltern, die nicht mehr oder nur begrenzt dem Arbeitsleben zur Verfügung stehen, erwirtschaften einen geringeren gesellschaftlichen Beitrag
- Die ohnehin vorhandene und problematische Ausgrenzung gesellschaftlicher Randgruppen verschärft sich weiter, da sie einen höheren Nachsorge–Bedarf haben
