„Lernstationen“ sind geschützte Bereiche, die fachpraktisches Lernen im Zentrum für Intensiv- und Notfallmedizin (ZIN) im Klinikum Saarbrücken, ermöglichen. Die fachpraktische Anleitung und Ausbildung von Auszubildenden auf der Intensivstation hat andere Anforderungen als Normalstationen. Bedingt durch den Schweregrad der Erkrankungen ist es oft sehr komplex, intensivpflichtige Patienten zu versorgen und erfordert spezifisches Fachwissen. Fehler, wie beispielweise die Fehlinterpretation angezeigter Vitalparameter, das Herausziehen von Beatmungsschläuchen oder Kathetern, die kreislaufunterstützende Medikamente in die Vene einbringen, können für die Patienten lebensbedrohlich werden.
Einfache Fehler können schwere Folgen nach sich ziehen. Im Rahmen einer „Lernstation“ kann der Ernstfall geübt und durchlaufen werden, so dass diese Situation im „echten Leben“ nicht zum ersten Mal erlebt wird. Es ist eine effektive Methode, um die Auszubildenden an der richtigen Stelle zu unterstützen, sie mit Selbstvertrauen auszustatten und ihre Stärken herausarbeiten zu können.
Spezifische Fachpraxis
Im Klinikum Saarbrücken werden Auszubildende, die die bundesweit einmalige vierjährige Pflegeausbildung zur/zum Pflegefachfrau / Pflegefachmann mit Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie absolvieren, bereits in der Hälfte des dritten Ausbildungsjahres mit Hilfe dieser Lernstation an die spezifische Fachpraxis herangeführt. Die zukünftige Fachkraft plant zielgerichtet den Arbeitsablauf für die zu pflegende Person, führt ihn durch, dokumentiert und evaluiert und geht in der Visite in den Austausch mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Im Hintergrund, damit es zu keiner Zeit zu einer Gefährdung der zu pflegenden Person kommt, ist eine Fachkraft, die zum pflegerischen Team der Intensivstation gehört. Darüber hinaus wird die Lernstation von den Praxisanleitern der Schule für Gesundheitsfachberufe im Klinikum Saarbrücken begleitet, die den individuellen Lernstand der Nachwuchsfachkraft erhebt.
Verknüpfung von Lerninhalten
„Wir erkennen über diese Methodik viel früher die Stärken und Schwächen des Einzelnen und können individuell auf die Lernenden eingehen. Durch das fachpraktisches Lernen direkt am Bett können die Auszubildenden die Lerninhalte viel einfacher verknüpfen“, bestätigen Bettina Stipek und Jennifer Schindler, die in ihrer Funktion als Praxisanleiterinnen dieses Projekt begleiten. „Über die erworbene Fachkompetenz finden sie ihren Platz in den großen Teams einfacher und werden auch von den ärztlichen Kollegen und Kolleginnen als kompetent wahrgenommen. Das schafft Selbstvertrauen und bereitet die Auszubildenden auf den Berufseinstieg als Fachkraft vor. Wir wollen nicht, dass die Lernenden nach vier Jahren Ausbildungszeit ins „kalte Wasser“ springen müssen.“
Das Projekt „Lernstation“ erstreckt sich über einen Zeitraum von insgesamt acht Wochen und ist richtet sich an die Auszubildenden des Ausbildungskurses 20-24 unter der Leitung von Marie-Claire Sefrin. „Die Lerninsel hat mich gefordert und gefördert, ohne mich zu überfordern. Ich hatte Aha-Momente, und Puzzleteile haben sich in meinem Kopf zu einem Ganzen gefügt“, berichtet Annika Werner, die sich nach dem Abitur für diese spezialisierte Ausbildung auf dem Winterberg entschieden hat.
Vierjährige Pflegeausbildung
Die vierjährige Ausbildung startet zum 1. August bereits zum siebten Mal in Folge. Nach vier Jahren schließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleich mit zwei anerkannten Berufsabschlüssen ab (den staatlich anerkannten Abschluss Pflegefachfrau/Pflegefachmann und die Fachweiterbildung in Intensivpflege und Anästhesie) und haben mindestens 3800 Stunden praktische Erfahrungen auf den Intensivstationen, in den Notaufnahmen und in der Anästhesie im Klinikum Saarbrücken sammeln dürfen.
Weitere Infos zu den verschiedensten Ausbildungsgängen auf dem Winterberg gibt es hier: www.klinikum-saarbruecken.de/schule-fuer-gesundheitsfachberufe/ausbildung
