Fragen und Antworten zur Impfung gegen COVID-19

Pressemitteilung /

Das Klinikum Saarbrücken setzt auf Aufklärung: Chefarzt Prof. Dr. Daniel Grandt beantwortet häufige Fragen zur Impfung.

Seit Ende Dezember 2020 können sich die Menschen in Deutschland gegen das Corona-Virus impfen lassen. Aufgrund der neuen Impfstoffe tauchen immer wieder Fragen auf -  das Klinikum Saarbrücken setzt deshalb auf Aufklärung: 

Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt der Inneren Medizin I im Klinikum Saarbrücken, berantwortet nachfolgend häufig gestellte Fragen rund um die Covid-19-Impfung. Er fasst den Wissensstand (Stand: 11. Januar 2021) zur Wirksamkeit und Sicherheit sowie zu möglichen Risiken einer Impfung gegen Covid 19 zusammen, um bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Prof. Dr. Grandt gehörte lange Zeit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft an und ist Gründungsmitglied der Aktion Patientensicherheit. 

Fragen und Antworten zur Impfung gegen COVID-19

Der Impfstoff Comirnaty® von Biontech Pfizer ist ein „mRNA-Impfstoff“. Was ist das?

Jede Körperzelle produziert selbst unzählige mRNA Bausteine, die als Baupläne für Eiweiße dienen. Jeder mRNA Baustein kann nur einmalig von der Zelle für die
Herstellung eines Eiweißstoffes genutzt werden, dann wird er in unwirksame Teile abgebaut.

Der Impfstoff enthält den Bauplan für das „Spikeprotein“ des Virus, gegen das das Immunsystem dann Antikörper bildet, die vor einer COVID Erkrankung schützen können. Auch die mRNA des Impfstoffs wird danach rasch abgebaut.

Kann ein mRNA Impfstoff nicht das Erbgut schädigen?

Das wird von Experten für unmöglich gehalten. Dazu müsste die mRNA zuerst einmal in den Zellkern gelangen – was nicht der Fall ist. Dann müsste die mRNA auch in DNA übersetzt werden, also die Sprache unserer Erbsubstanz. Für diesen Schritt fehlt dem Menschen aber das notwendige Enzym.

Gibt es andere RNA Impfstoffe oder Arzneimittel mit RNA?

Ja, das Prinzip ist seit 1990 bekannt. Sowohl zur Impfung (zum Beispiel gegen Tollwut) und auch zur Behandlung von Tumorerkrankungen untersucht man Arzneimittel, bei deren Wirkstoff es sich um RNA handelt. Die Instabilität und Notwendigkeit zur extremen Kühlung beschränken den Einsatz aber auf besondere Anwendungsgebiete.

Kann die Impfung COVID auslösen?

Nein. Der Impfstoff enthält nur den Bauplan für einen winzigen Bestandteil des Virus, nicht aber für ein komplettes Virus, das für eine Erkrankung erforderlich wäre.

Weiß man überhaupt genug über den Impfstoff?

Ja. Der Impfstoff wurde bei fast 40.000 Menschen untersucht. Sowohl über die Wirksamkeit als auch über die Nebenwirkungen weiß man damit sehr gut Bescheid.

Bei neuen Medikamenten in der Onkologie sind zum Zulassungszeitpunkt häufig weniger als 100 Patienten in Studien untersucht worden. So gesehen ist unser Erkenntnisstand zur Impfung sehr gut.

Wieso konnte dieser Impfstoff so schnell zugelassen werden?

Zum einen wusste man schon viel über andere Corona-Viren und konnte dies für die Impfstoffentwicklung nutzen. Zum anderen wurden klinische Studien, die ansonsten
nacheinander erfolgen, hier parallel durchgeführt.

Auch begann die Bewertung der Ergebnisse nicht erst nach dem Abschluss der Studien, sondern bereits während der laufenden Studien. Es wurde also nicht weniger, sondern nur schneller untersucht.

Wie gut schützt die Impfung vor der Covid-Erkrankung?

Die Schutzwirkung wird mit etwa 95 Prozent angegeben. Das bedeutet, dass durch die Impfung 19 von 20 Geimpften sicher vor einer Covid-Erkrankung geschützt werden. Das ist viel besser, als das, was wir mit so manch anderer Impfung erreichen.

Schützt die Impfung auch vor dem veränderten, dem mutierten Virus?

Ja, danach sieht es aus. Untersuchungen des Herstellers deuten darauf hin, dass die Impfung auch Schutz vor der Erkrankung durch die bisher bekannten mutierten Covid-19-Viren bietet.

Wie schnell tritt der Schutz vor Covid nach der Impfung ein?

Ein Schutz scheint bereits 10 bis 14 Tage nach der ersten Impfung einzusetzen (52 Prozent Schutzwirkung), zum vollständigen Schutz aber ist die 2. Impfung erforderlich. Der volle Schutz besteht vermutlich ein bis zwei Wochen nach der 2. Impfung.

Schützt die Impfung nur vor der Erkrankung oder auch vor der Infektion?

Das wissen wir noch nicht. Solange dies nicht untersucht ist, muss man von der Möglichkeit ausgehen, dass es auch nach der Impfung zu einer Infektion ohne Symptome kommen könnte. Dann bestünde theoretisch Ansteckungsgefahr, auch wenn diese sicher niedriger wäre als bei Ungeimpften.

Welche häufigen Nebenwirkungen hat die Impfung?

Wie andere Impfungen kann auch diese Impfung zu Symptomen führen, die durch die Immunantwort auf den Impfstoff ausgelöst werden: Schmerzen an der Einstichstelle für ein bis zwei Tage, seltener Rötung oder Schwellung, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch Fieber und Abgeschlagenheit für wenige Tage sind möglich.

Welche seltenen Nebenwirkungen hat die Impfung?

Als wichtigste schwere, aber seltene Nebenwirkung der Impfung sind anaphylaktische Reaktionen aufgetreten. Betroffen waren vor allem Patienten, die bereits zuvor schwere, anaphylaktische Reaktionen erlitten hatten.

Kann die Impfung bei Frauen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen?

Nein. In Social Media wurde behauptet, dass Antikörper gegen das Spike Protein des Virus auch Syncitin-1 hemmen könnten, einen körpereigenen Stoff, der für die
Placentafunktion erforderlich ist. Das stimmt aber nicht. Wenn das stimmen würde, wären nicht nur Geimpfte, sondern auch Erkrankte betroffen.

In der Zulassungsstudie des Impfstoffes wurden 23 Frauen schwanger. Eine davon erlitt eine Fehlgeburt. Sie hatte allerdings nicht den Impfstoff, sondern einen Placebo erhalten.

Muss man langfristige Nebenwirkungen der Impfung befürchten?

Das ist sehr unwahrscheinlich. Untersuchungen zeigen, dass Nebenwirkungen der Impfungen in der Regel innerhalb von vier bis sechs Wochen nach der Impfung auftreten. Das ist ein Zeitraum, für den es für diesen Impfstoff schon sehr große Erfahrung gibt.

Kann man nach der Impfung auf Mund-Nasen-Schutz verzichten?

Nein, das kann man nicht. Man ist zwar vor der Erkrankung geschützt, vielleicht aber nicht davor, sich unbemerkt mit dem Virus zu infizieren und dann andere anzustecken. Nur wenn bewiesen ist, dass die Impfung vor der Erkrankung und auch vor der Infektion schützt, kann sich das ändern.

Was sind die Vorteile für den Geimpften?

Der erste Vorteil ist, dass man selbst vor der Erkrankung an Covid und ihren Folgen geschützt ist. Bei älteren Mitarbeitern oder solchen mit Risikofaktoren ist das besonders wichtig, um vor schwerem Verlauf und möglicherweise Tod durch Covid zu schützen.

Aber auch jüngere Erkrankte haben häufig nach Covid lang anhaltende oder bleibende Symptome wie Müdigkeit, allgemeine Schwäche und Geruchs- und Geschmacksstörungen. Auch hiervor schützt die Impfung.

Nicht vergessen sollte man, dass man durch die Impfung auch das Risiko reduziert, Angehörige oder Freunde zu infizieren.

Sollte man sich impfen lassen?

Klare Antwort: Ja! Weltweit sind in den letzten zehn Monaten über 1,6 Millionen Menschen an Covid gestorben. Das Risiko, sich zu infizieren, steigt auch in Deutschland weiter.

Sicher kann man sich selbst und seine Mitmenschen nur durch die Impfung schützen. Und Angst vor langfristigenen Schäden sollte man nicht bei der Impfung, sondern bei der Covid-Erkrankung haben. Denn hierfür gibt es eindeutige wissenschaftliche Beweise.

Ist die Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty® von Biontech Pfizer in der Schwangerschaft gefährlich?

Die Impfung mit Comirnaty® ist vergleichbar mit anderen Impfungen mit „Tot-Impfstoffen“. Diese werden ohne Bedenken in der Schwangerschaft empfohlen. Eine Empfehlung zur Impfung in der Schwangerschaft gegen COVID erfolgt deshalb bisher nicht, weil hierzu noch keine Erfahrungen vorliegen. In Israel wird die COVID Impfung bereits für Schwangere empfohlen und durchgeführt. Daten, welche die Sicherheit bestätigen, sollten daher bald vorliegen. Da schwere Verläufe von COVID auch in der Schwangerschaft beobachtet werden, ist die Impfung grundsätzlich sinnvoll.

Ist eine Impfung gegen COVID in der Stillzeit zu empfehlen?

Die Impfung erfolgt durch eine Injektion, weil der Impfstoff nicht geschluckt und über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden kann. Das bedeutet, dass der Impfstoff auch nicht mit der Muttermilch vom Kind über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird. Die Impfung ist daher auch in der Stillzeit zu empfehlen.

Muss man abstillen, wenn man sich in der Stillzeit impfen lässt?

Nein, da der Impfstoff nicht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird, ist Abstillen nicht erforderlich.

Kann man sich bei Kinderwunsch impfen lassen?

Ja, das ist kein Problem. Der mRNA-Impfstoff kann lediglich kurzfristig die Bildung eines kleinen und funktionslosen Teils des Virus bewirken. Er kann weder das Erbgut verändern noch die Fruchtbarkeit vermindern und auch nicht - bei Eintritt einer Schwangerschaft kurz nach der Impfung - das ungeborene Kind oder den Schwangerschaftsverlauf beeinträchtigen. 

 

Alle Fragen und Antworten finden Sie auch in einer kompakten Übersicht auf unseren Informationsseiten zum Coronavirus.

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Collage Impfstoff und Portraitfoto Prof. Dr. Grandt, Chefarzt im Klinikum Saarbrücken
Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt der Inneren Medizin I im Klinikum Saarbrücken, hat häufige Fragen zur Covid-19-Impfung beantwortet.