Intensivmedizinische Krankheitsbilder

Critical-Illness-Polyneuropathie (CIP)

Unter einer Critical-Illness-Polyneuropathie versteht man eine Erkrankung der peripheren Nerven, die häufig im Zusammenhang mit einer Sepsis (Blutvergiftung), einer Langzeitbeatmung oder einem Multiorganversagen auftritt. Kennzeichnend ist, dass der Patient extrem schwach ist und Arme und Beine deutlich weniger als normal bewegt. Auch spielt bei diesem Krankheitsbild der rapide Muskelabbau, der bei schweren Erkrankungen und Unfällen praktisch ab dem ersten Tag einsetzt, eine große Rolle.

Es handelt sich um ein typisches intensivmedizinisches Krankheitsbild, das letztlich nach Abschluss der akuten Intensivbehandlung vor allem durch Frührehabilitationsmaßnahmen behandelt werden kann. Gelegentlich erfolgt deshalb nach Abschluss der Behandlung auf unserer Intensivstation eine Direktverlegung in eine spezialisierte Frührehabilitationsklinik mit Beatmungsmöglichkeit.

Lungenembolie

Menschen, die sich wenig bewegen können, haben ein erhöhtes Risiko, dass sich Thromben (Blutgerinnsel) bilden können. Ebenso können sich solche Thromben durch Herzrhythmusstörungen oder auf der Oberfläche von im Blutgefäß einliegenden Kathetern bilden. Löst sich ein solcher Thrombus, kann er in die Lungenstrombahn eingespült werden und erzeugt eine möglicherweise lebensgefährliche Lungenembolie, also eine akut auftretende „Verstopfung“ der Lungengefäße. Dadurch kann ein Schock aufgrund einer Überlastung des Herzens entstehen und die Fähigkeit der Lunge, Sauerstoff aufzunehmen und weiterzuleiten wird reduziert.

Multiorganversagen

Unter einem Multiorganversagen versteht man den Ausfall mehrerer lebenswichtiger Organsysteme, beispielsweise der Atmung, der Nierenfunktion oder der Leber. Meist ist beim Multiorganversagen auch die Kreislaufsteuerung stark beeinträchtigt, so dass sehr starke herz-und kreislaufunterstützende Medikamente (Katecholamine) eingesetzt werden müssen. Die Intensivmedizin ist in der Lage, verschiedene Organe über kürzere oder längere Zeitabschnitte technisch zu ersetzten. Die Lunge kann durch künstliche Beatmung oder durch eine extrakorporale Oxygenierung (ECMO) unterstützt/ ersetzt werden. Dialyse und kontinuierliche Hämodiafiltration (Arten der Blutwäsche) können die Aufgabe der menschlichen Nieren übernehmen. Das Herz kann mittels einer temporär implantierten Pumpe (Impella) unterstützt werden oder unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Herz-Lungen-Maschine für mehrere Tage ersetzt werden.

Systemic inflammatory response Syndrome (SIRS)/ Sepsis/ Septischer Schock

Unter Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS) versteht man die generalisierte Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Schädigung von außen (Unfall, große Operation, Behandlung mit der Herz-Lungen-Maschine). Wenn dann dieser vorgeschädigte und geschwächte Körper noch durch Bakterien, Pilze oder Viren infiziert wird, sprechen wir von einer Sepsis (Blutvergiftung), im schlimmsten Fall von einem septischen Schock. Dieser ist immer mit einem Multiorganversagen verbunden, die Sterblichkeit dieses Krankheitsbilds ist sehr hoch (bis zu 50%).

Die der Sepsis zugrundeliegenden Mikroorganismen können wir trotz umfassender Gewinnung von mikrobiologischen Proben bestenfalls in 40-50% der Fälle nachweisen, unter anderem deshalb, weil extrem früh sehr starke Antibiotika eingesetzt werden müssen. Die Therapie erfolgt nach dem gut etablierten Konzept der Tarragona-Strategie zunächst mit einer aggressiven Initialtherapie mit Breitspektrumantibiotika. Sobald mikrobiologische Untersuchungsergebnisse vorliegen kann die Therapie dann zielgerichtet angepasst und gegebenenfalls deeskaliert werden.

Delir

Bei schwerkranken Patienten auf Intensivstationen oder in anderen Bereichen eines Krankenhauses tritt häufig ein Delir oder Delirium auf, das üblicherweise als Intensiv-Delir bezeichnet wird. Eine andere geläufige Bezeichnung für diesen Zustand ist postoperatives Delir (dieser Begriff wird auch benutzt, wenn keine Operation durchgeführt wurde). Dieses Informationsblatt erklärt, was das Intensiv-Delir ist, wodurch es verursacht wird und was Patienten mit Delir helfen könnte. Die Häufigkeit, mit der Patienten ein Delirium entwickeln, beträgt nach Studien bis zu 70%. Erfahren Sie mehr...