Plötzlich selbst Patient: Tumor in der Blase bringt Welt ins Wanken

Pressemitteilung /

Der Psychoonkologe musste sich mit der Diagnose Krebs auseinandersetzen - bei sich selbst.

Als er die Worte des Urologen hörte, der von einem Tumor in seiner Blase sprach, stand Wolfgang Merda erstmal neben sich. Natürlich hatte der 63-Jährige in dem Moment, als er einige Tage zuvor Blut im Urin gefunden hatte, gewusst, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Aber Krebs? Bei ihm?

Seit sechs Monaten im Team Winterberg

Einige Monate zuvor hatte der Psychoonkologe seinen Arbeitgeber gewechselt und sich für einen beruflichen Neustart im Team Winterberg entschieden. Der gelernte Krankenpfleger und Psychotherapeut war zuvor im Betrieblichen Gesundheitsmanagement eines großen Verkehrsunternehmens in Baden-Württemberg tätig und hat ab Juni des vergangenen Jahres die Psychoonkologie im Klinikum Saarbrücken übernommen. Hier ist er eng in die Behandlung von Krebspatienten eingebunden. Installiert wurde seine Position im Rahmen des jüngst zertifizierten Darmkrebszentrums unter Leitung von Dr. Dr. habil Gregor Stavrou.

Plötzlich Ausnahmezustand

„Aber dass ich plötzlich selbst onkologischer Patient im Haus werden würde – damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Wolfgang Merda. Er, der selbst Experte ist für die Betreuung von Menschen in Ausnahmezuständen, fand sich plötzlich selbst in einem solchen wieder: „Ich war völlig neben mir, hatte nur noch ein Gefühl von ‚Das war’s jetzt‘“, berichtet er. Völlig blockiert in seinen Gedanken habe er sich in einer Art Endzeitstimmung befunden. „Ich habe gedacht: Ok, was mach ich jetzt – ich verkaufe alles, reise mit meiner Frau irgendwohin, mache mir eine schöne Zeit.“

"Glück gehabt"

Nach der Operation, die seine Kollegen trotz der aktuellen Situation und wegen der onkologischen Indikation zeitnah einplanten, und vor allem nach dem entwarnenden histologischen Ergebnis trat Schritt für Schritt Entspannung ein. „Ich habe mich, trotz anfänglicher Bedenken, mich in dem Krankenhaus, in dem ich arbeite, gleichzeitig behandeln lassen, mich sehr gut aufgehoben und sehr gut behandelt gefühlt. Nach der Blasenspiegelung wurde ich zeitnah operiert. Und als sich herausstellte, dass es ein ‚Low grade Tumor‘ war, also eine nicht ganz so aggressive Form – da dachte ich nur: Glück gehabt.“

 

Er ist dankbar für die Erfahrungen, die er „auf der anderen Seite“ als Patient machen konnte, und glaubt, dass dies seine Arbeit bereichern wird und er künftig noch enger mit seinen Patientinnen und Patienten arbeiten kann. Arbeit hat der Psychotherapeut im Klinikum mehr als genug: „Das Angebot wird sehr gut angenommen, ich bin im ganzen Haus, nicht nur bei Darmkrebspatienten, sehr willkommen. Ich werde mehr angefragt, als ich leisten kann“, berichtet er.

Angst und Achtsamkeit

Die Diagnose Krebs bringt neben Angst auch eine besondere Achtsamkeit für den eigenen Körper mit sich, berichtet Wolfgang Merda. Deshalb nimmt er sich die Behandlungsstandards, alle drei Monate zur urologischen Kontrolle zu gehen, zu Herzen. „Ich nehme aus dieser Phase meines Lebens viel mit“, sagt er, „vor allem kann ich jetzt auch aus eigener Erfahrung noch ein bisschen besser verstehen, wie sich Patientinnen und Patienten mit dieser Diagnose fühlen“.

 

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