Moderne Leberchirurgie kann Krebspatienten Lebenszeit schenken

Pressemitteilung /

Als Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber bietet der Winterberg modernste Behandlungsstrategien.

Als eine von dreizehn Kliniken in Deutschland ist das Klinikum Saarbrücken als "Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber“ bereits seit einem Jahr anerkannt. Ein Element der ganzheitlichen Behandlungsstrategie sind zwei-zeitige Operationsverfahren, die zu den modernsten, aber auch komplexesten Verfahren unserer Zeit zählen. Am Beispiel von Peter S., dem das komplexe Therapieverfahren Lebenszeit geschenkt hat, gibt das Klinikum Saarbrücken zum Deutschen Lebertag am 20. November 2020 einen Einblick in das Thema „Tumorchirurgie“.

Kaum ein Organ ist so anpassungsfähig wie die Leber. Wenn krankes Lebergewebe operativ entfernt wird, hat gesundes Lebergewebe die Fähigkeit, sich nachzubilden und die fehlenden Funktionen zu übernehmen. Diesen unschätzbaren Vorteil macht sich das chirurgische Team rund um Chefarzt Dr. Dr. Gregor A. Stavrou zunutze:  In seinem OP entfernen er mit seinen Chirurgen Organstrukturen mit bösartigem Geweben – dies geschieht im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes. Durch diesen speziellen Eingriff kann so manchem betroffenen Patienten mit der Diagnose „Leberkrebs bzw. Lebermetastasen“ Lebenszeit bei guter Lebensqualität gewonnen werden. Der Eingriff bietet sich nicht für alle Patienten an, es kommt nur ein kleiner Teil dafür in Frage. Umso wichtiger ist ein Expertenteam aus Chirurgen, Gastroenterologen, Onkologen, Gefäßchirurgen, Radiologen und Anästhesisten, um die Behandlung während sogenannter Tumorkonferenzen zu diskutieren – oft kommt keine lebensverlängernde Chirurgie in Frage, weil nur wenige Tumorkonferenzen über diese leberchirurgische Expertise verfügen.

Die so genannte Resektabilität, also die Möglichkeit, chirurgisch Lebergewebe zu entfernen und dabei die Organfunktion aufrecht zu halten, wird im Klinikum Saarbrücken von erfahrenen Tumorchirurgen beurteilt. Da sich die Größe der Tumore im Verlauf flankierender Therapien wie beispielsweise der Chemotherapie verändern kann, muss die Resektabilität immer wieder überprüft werden. „Ein zu Beginn einer Chemotherapie aussichtsloser Fall kann nach vier Monaten durchaus mit modernen Strategien resektabel und damit operierbar sein“, sagt Chefarzt Dr. Dr. Gregor Stavrou. Das gesamte Spektrum der modernen Interventionen und der Leberchirurgie wird im Klinikum Saarbrücken seit mehreren Jahren angeboten.

Peter S. ist ein Patient, der dieses Therapiekonzept auf dem Winterberg durchlaufen hat und jetzt nach Abschluss der Therapie krebsfrei ist.

Eine lange Reise beginnt

„Unser Reiseziel war eigentlich die Bretagne, nicht der Winterberg. Das Wohnmobil war gepackt und zur Abfahrt bereit. Doch zwei Tage vor Abfahrt erhielt ich einen Anruf meiner Hausärztin - im letzten Kontroll-CT waren Schatten auf der Leber zu sehen. Dieser Befund war dringend abklärungsbedürftig, also habe ich die Reiseroute geändert“.

Peter S., der anonym bleiben möchte, hat eine lange und kräftezehrende Therapie hinter sich. Mehrere Eingriffe muss er über sich ergehen lassen, denn der „alte“ Krebs hatte in Darm und Leber gestreut. Während des Aufenthalts klären ihn die Ärzte über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten auf. Er entscheidet sich neben der Chemotherapie für die zwei-zeitige Chirurgie, sprich den Krebs in mehreren Operationen „wegschneiden“ und den Körper so dazu animieren, gesundes Gewebe nachwachsen lassen. 

„Der Krebs ist kein Schnupfen. Man braucht Biss, um durchzuhalten“, sagt der 66-Jährige heute. „Die Operationen waren für mich alternativlos. Denn ich will leben, Zeit mit meiner Familie verbringen und wieder reisen. Jetzt brauche ich erstmal eine Auszeit von der Chemo. Diese Krebserkrankung ist die größte Herausforderung meines Lebens. Ich habe den Kampf gegen den Krebs dank meiner Familie und der hervorragenden Behandlung im Klinikum Saarbrücken gewonnen.“

Mut machte ihm besonders die differenzierte Aufklärung über seine Erkrankung und die „Schritt-für-Schritt“-Behandlung. Der Betroffene fühlte sich in den Gesprächen verstanden, vertraute dem Ärzteteam, diskutierte Therapieoptionen und lässt sich auf die Therapie ein. „Während der ganzen Therapie hatte ich immer das Bild eines Bergsteigers vor Augen, der vor dem Berg steht und den Gipfel erklimmen will. Ich bin heute am Gipfel angekommen - diese Reise ist mir mit kompetenter Hilfe gelungen“.

Medizinischer Rückblick: Mitte 2016 erkrankt Peter S. an einem Abszess am Gehirn. Aufgrund von Komplikationen wird er mit wenigen Unterbrechungen stationär knapp sechs Monate konservativ im Klinikum Saarbrücken behandelt. Kurz vor der geplanten Entlassung fällt auf, dass er Blut über den Urin ausscheidet. Ein urologisches Konsil folgt. Kurz vor Weihnachten erhält er die Diagnose „kleinzelliges Nierenzellkarzinom links“. Im Januar 2017 wird die kranke Niere entnommen, eine Chemotherapie folgt. Es geht ihm gut, der Krebs ist besiegt und das „alte“ Leben hat ihn wieder. Im Sommer 2019 kommt der Krebs in Form von Darmkrebs mit Lebermetastasen zurück. Die Therapie startet mit einer Chemotherapie, um die befallenen Areale zu verkleinern. Erst im November 2019 kann das Team um Chefarzt Dr. Dr. Gregor A. Stavrou die erste von drei Operationen durchführen, zunächst erfolgt die Entfernung des Primärtumors im Enddarm, einer Lebermetastase und die Anlage eines künstlichen Darmausganges zur Entlastung der Darmneuverbindung. Zwei weitere tumorchirurgische Eingriffe folgen, zunächst Ende Januar 2020 die Entfernung von bei der ersten OP noch verbliebenen Lebermetastasen, der letzte Eingriff im Juni 2020 bei erneuten Lebermetastasen. Während der letzten Intervention, so nennt man diese Eingriffe, kann der künstliche Darmausgang gleichzeitig zurückverlegt werden. Flankierend erhält der Patient bis Oktober dieses Jahres eine Chemotherapie.  Dank der drei tumorchirurgischen Eingriffe und der unterstützenden Therapien ist Peter S. heute schmerz- und krebsfrei und wird in als „Nachsorgepatient“ im Klinikum Saarbrücken behandelt. Die Kontrollen erfolgen alle drei Monate.

Dr. Dr. Gregor A. Stavrou, der 48-jährige Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie und chirurgischer Onkologie, brachte die Expertise der Leberchirurgie vor drei Jahren mit ins Klinikum Saarbrücken. Rasch etablierte der Chirurg das sogenannte zwei-zeitige Verfahren, bei denen das befallene Lebergewebe in mehreren Schritten operiert wird. Daneben baute er in der bestehenden Klinik in- und externe Strukturen aus, vernetzt diese und brachte alle wichtigen „Player“ zum Wohle des Patienten an einen Tisch.

Heute ist das Klinikum Saarbrücken eine der wenigen Kliniken, die diese komplexen Therapiekonzepte anbietet und umsetzt. Seit bereits einem Jahr trägt die Klinik als „Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen der Leber“ zur ganzheitlichen Behandlung von Patienten mit Lebererkrankungen maßgeblich bei – von der Diagnostik über die operative Therapie bis hin zur interventionellen Behandlung im Onkovaskulären Zentrum des Klinikums Saarbrücken.

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Symbolbild: Patient Peter S. im Wald spazierend
Patient Peter S. schöpft Kraft bei einem Waldspaziergang.