Deutschlandpremiere auf dem Winterberg: Innovation dank Teamwork

Pressemitteilung /

Mit einem neuartigen Verfahren haben Ärzte des Klinikums Saarbrücken eine Aneurysma-Patientin behandelt.

Ärzte des Klinikums Saarbrücken haben eine Patientin kürzlich mit einer neuartigen
Technik, die deutschlandweit zum ersten Mal nach der offiziellen Zulassung eingesetzt
wurde, minimalinvasiv behandelt: Die 65-Jährige hatte ein sehr großes Aneurysma in der
Leber. Das interdisziplinäre Zusammenspiel aus drei Fachbereichen machte die innovative
Lösung möglich: Ein Verfahren, das bislang auf Gefäßaussackungen im Kopf beschränkt war
(„Flowdiverter“), hat das Team Winterberg nun erstmals im Bauchraum angewandt.

Elke Senz liegt in ihrem Bett im achten Stock des Klinikums Saarbrücken und blickt auf ihren
Leidensweg zurück. Mittlerweile fühlt sie sich wieder ganz gut, doch das sah vor ein paar Tagen
noch anders aus. „Ich hatte einen unheimlichen Druck im Bauch. Gehen, sitzen, liegen – nichts
davon war mehr schön“, sagt die 65-jährige Püttlingerin. Eigentlich sollte sie auf dem Winterberg
wegen ihrer Gallensteine behandelt werden. Doch es kam anders.

Aneurysma wurde beim CT entdeckt

„Die Patientin hat sich bei mir mit Oberbauchschmerzen vorgestellt“, berichtet Dr. Dr. habil Gregor
Stavrou, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chirurgische Onkologie. „Sie hat
Gallensteine und müsste operiert werden. Da die Befunde nicht ganz schlüssig waren, haben wir
die Diagnostik erweitert.“ Dieser eigentlich unerfreuliche Umstand sollte sich für Elke Senz als
glücklich erweisen: Denn bei der Bildgebung der Computertomographie (CT) wurde zufällig ein
sehr großes Aneurysma der Leberarterie entdeckt, wie Stavrou erklärt.

Ganz neu war das für die Patientin nicht. Vor einigen Jahren erfuhr sie bereits, dass sie ein
Aneurysma hatte. Damals stellte es sich noch relativ klein dar. Allerdings schrumpfte das Problem
über die Jahre nicht, im Gegenteil – es wuchs. Ihr Glück: In Sachen Gesundheit ist man auf dem
Winterberg bestens aufgehoben.

„In der Leberchirurgie gäbe es zunächst die erste Option einer Resektion des Aneurysmas mit
entsprechender Rekonstruktion – zusammen mit dem Kollegen der Gefäßchirurgie“, sagt Stavrou.
Da am Winterberg Teamarbeit großgeschrieben wird, stellte er sich mit seiner Patientin bei Dr. Michael Steffen, Chefarzt der Klinik für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie, und Prof Dr. Elmar Spüntrup, Chefarzt des Instituts für Radiologie, vor, um die Optionen zu diskutieren.

Vorteil liegt in der besseren "Offenheitsrate"

„Wir wollten nicht offen operieren“, sagt Michael Steffen. Also habe man sich dafür entschieden,
das Aneurysma radiologisch-interventionell mit einem sogenannten Flowdiverter zu versorgen.
Dabei handelt es sich um einen Stent (Gittergerüst aus Metall) in mehreren Schichten, der bei
einem Aneurysma, also einer krankhaften Ausweitung einer Schlagader, in das eigentliche Gefäß
eingesetzt wird, den Blutfluss manipuliert und das Blut am Aneurysma vorbeilenkt. Bildlich kann
man es sich wie einen Strumpf vorstellen, der das Blutgefäß auskleidet und an der krankenhaften
Ausweitung vorbeiführt. Der Stent wird über die Leistenarterie durch einen kleinen Mikrokatheter
vorgebracht und passgenau platziert. Eine offene Operation wird damit vermieden.

Bislang war dieses Verfahren mithilfe des Flowdiverters lediglich im Kopfbereich angewandt
worden. So folgte eine Deutschlandpremiere am Winterberg. Zusätzlich wurden im Fall von Elke
Senz sogenannte Coils verwendet – Platinspiralen, die im Aneurysma abgesetzt werden, um die
Aussackung zu verschließen.

Der Vorteil dieser minimalinvasiven Methode liegt darin, dass die „Offenheitsrate“ eine bessere ist
als bei einer eher klassischen Behandlung, wie Michael Steffen erklärt. Das bedeutet: Die
Wahrscheinlichkeit, dass die Blutgefäße offenbleiben und sich nicht verschließen, ist größer.
„Außerdem ist das Verfahren gefäß- und funktionserhaltend. Die Patientin kann unter guten
Bedingungen schnell wieder fit werden.“

Dass der Fall der 65-Jährigen äußerst kritisch war, daran lässt Michael Steffen keinen Zweifel.
„Aneurysmen in den Bauchschlagadern sind besonders gefährlich, weil das Blut bei einer Ruptur in
den freien Bauchraum läuft. Wenn so etwas beispielsweise zu Hause passiert, stirbt der Betroffene.“
Bei der Patientin hatte das Aneurysma die zehnfache Dimension des ursprünglichen Gefäßes
angenommen – bereits bei einer Vergrößerung um das 2,5- bis 5-Fache müsse normalerweise
interveniert werden.

Patientin von Behandlung auf dem Winterberg beeindruckt

Den Eingriff geleitet hat Prof. Dr. Elmar Spüntrup. „Bei einem solch anspruchsvollen Vorhaben muss
man gut vorbereitet sein“, erklärt er. „Aber weil wir als Team bestens zusammenarbeiten und
bereits viel Erfahrungen mit Flowdivertern im Kopf haben, hat alles reibungslos funktioniert.“ Auch
Elke Senz ist mit der Behandlung am Winterberg mehr als zufrieden. „Ich hatte nach der Diagnose
solche Angst und bin so froh, dass man mir geholfen hat“, sagt sie. Besonders begeistert habe sie,
mit wie viel Vorbereitung, Sorgfalt und Präzision in ihrem Fall gearbeitet wurde. „Es war schon
beeindruckend, zu sehen, wie viele Gedanken man sich hier macht.“

Und wie geht es nun weiter? Dank der minimalinvasiven und innovativen Behandlungsmethode
wird Elke Senz voraussichtlich keine Einschränkung zurückbehalten – sodass sie schon bald ihr
normales Leben wiederaufnehmen kann. Laufen, sitzen und liegen sollten dann wieder problemlos
möglich sein. Und die Gallenblase kann im Nachgang ebenfalls minimalinvasiv entfernt werden.

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Elke Senz liegt in ihrem Bett im Patientenzimmer
Elke Senz geht es nach ihrem Eingriff auf dem Winterberg deutlich besser.