Winterberg-Chefarzt alarmiert in Barmer Arzneimittelreport:

Pressemitteilung /

Starker Rückgang von HPV-Impfungen bei Kindern. Prof. Dr. Daniel Grandt warnt vor den Folgen.

Der aktuelle Barmer-Arzneimittelreport zeigt einen deutlichen Rückgang von Impfungen gegen das Humane Papillomavirus (HPV) bei Kindern. Trotz Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sind etwa 40 Prozent der 14-jährigen Mädchen in Deutschland nicht oder unzureichend gegen HPV geimpft. Besonders auffällig ist der Rückgang der Impfrate von 2021 auf 2022 um 23,5 Prozent. Das HPV-Virus kann nicht nur Gebärmuterhalskrebs auslösen, sondern auch eine Reihe von anderen Krebserkrankungen verursachen, bspw. Krebs im Mund-Rachen-Raum und an den Geschlechtsorganen.

HPV-Impfung kann Risiko für Gebärmutterhalskrebs senken

Studienautor Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I auf dem Winterberg, betont in dem Report die Bedeutung der HPV-Impfung, die insbesondere bei jungen Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs signifikant senken kann. Wie der Report anhand der Analyse einer Forschungsgruppe der Universität zu Köln zeigt, ist bei vollständig geimpften Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren ein deutlicher Rückgang der Neuerkrankungen zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei Frauen über 30 Jahren, die in ihrer Jugend noch nicht von der Impfung profitieren konnten, ein Anstieg der Erkrankungsfälle.

Auch die Impfquote bei Jungen bleibt hinter den Erwartungen zurück. Der Anteil der vollständig geimpften Jungen im Alter von 13 Jahren liegt bei 25 Prozent und auch hier ist die Zahl der Impfungen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr signifikant gesunken (-31,8 Prozent).

„Ohne zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der bisher unzureichenden Impfrate wird es nicht gelingen, HPV-bedingte Tumorerkrankungen und Todesfälle in dem möglichen und angestrebten Umfang zu reduzieren“, heißt es im Report.

Im Saarland sind zu wenig junge Menschen geimpft

Im Saarland sind viele Mädchen zwischen neun und 17 Jahren nicht geimpft.  Besonders besorgniserregend ist der hohe Anteil ungeimpfter Jungen zwischen neun und 13 Jahren, der bei 65,3 Prozent liegt. Dies ist bedenklich, da das humane Papillomavirus auch für andere schwere Krebserkrankungen wie solche im Mund-Rachen-Raum sowie an den weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen verantwortlich ist.

Jährlich erkranken in Deutschland rund 7.700 Menschen an durch HPV ausgelöstem Krebs, von denen etwa 1.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs sterben. Eine frühzeitige Impfung, idealerweise vor dem 14. Lebensjahr, kann das Risiko einer solchen Erkrankung deutlich reduzieren.

Information

Der Impfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Robert Koch Instituts (RKI) umfasst Impfungen zum Schutz vor Rotaviren (RV), Tetanus (T), Diphtherie (D/d), Pertussis (aP/ap), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Poliomyelitis (IPV), Hepatitis B (HB), Pneumokokken, Meningokokken B (MenB) und Meningokokken C (MenC), Masern, Mumps, Röteln (MMR), Varizellen (V) sowie gegen humane Papillomviren (HPV), Herpes zoster (HZ), Influenza und Coronavirus Disease 2019 (COVID-19.

Die Impfung gegen HPV erzielt ihre optimale Schutzwirkung, wenn sie vor Aufnahme sexueller Aktivitäten durchgeführt wird. Sie sollte idealerweise im Alter von 9–14 Jahren verabreicht werden, Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden. (Robert Koch Institut, Epidemiologisches Bulletin, Januar 2024, Seiten 5, 6, 11, 22, 38).

Das Ziel der HPV-Impfung von Mädchen und Jungen ist die Reduktion der Krankheitslast durch HPV ausgelöste Tumore. Bestehende und unbehandelte HPV-Infektionen können neben Genitalwarzen zu Zellveränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses, der Vagina und Vulva, des Penis, des Anus‘ und im Rachenraum führen.

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Portraitfoto Daniel Grandt
Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I, ist Autor des Barmer-Arzneimittelreports.