Stark mit dem Team Winterberg: Kollege meistert schwere Erkrankung

Pressemitteilung /

Am 16. November ist Welt-Pankreas-Tag. Unser Kollege Marcus nutzt diesen Tag, um dem Team Winterberg zu danken.

„Alles, was ich ab jetzt erleben darf, sehe ich als Bonuszeit.“ Diesen Satz sagt Marcus. Er ist 50 Jahre alt und seit knapp 30 Jahren Teil des Team Winterberg, die meisten kennen ihn im typischen blauen Pflege-Kasack und mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen. Wir sind dankbar, dass er heute seine sehr persönliche Geschichte mit uns teilt und uns an seinen Hochs und Tiefs der vergangenen Monate teilhaben lässt. Den heutigen Welt-Pankreas-Tag (der als Symbolfarbe Lila trägt) möchte Marcus zum Anlass nehmen, um „seinem“ Team Winterberg von Herzen DANKE zu sagen.

Denn vor anderthalb Jahren wurde bei dem gelernten Gesundheits- und Krankenpfleger mit Fachweiterbildung "Fachpflege für Intensivpflege und Anästhesie" ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) festgestellt. Lange hatte er sich damals dagegen gesträubt, zum Arzt zu gehen und nachschauen zu lassen, warum ihm häufig übel war, warum er schneller satt war und sich insgesamt zunehmend seltsam fühlte. Dass er es doch getan hat, verdankt er seinem Bauchgefühl – und seiner Frau Steffi.

"Sollen wir Tacheles reden?"

Der Arzt, der sich Marcus‘ Inneres damals genau anschaute, redete nicht lange um den heißen Brei. „Er fragte mich: Sollen wir Tacheles reden? Auch wenn das alles für mich wie ein Film war, weiß ich das noch ganz genau, diese paar Minuten zwischen der Untersuchung und dem Gespräch mit dem Arzt… diese Zeit war die Hölle“, erinnert sich Marcus. Denn tief im Herzen hat er geahnt, dass dieses Gespräch keine guten Nachrichten für ihn parat hatte. 

Das war im Mai 2022 und für Marcus und seine Frau Steffi brach eine Welt zusammen. „Die erste Zeit war schrecklich, wir haben viel geweint, viel geredet, über die Ungerechtigkeit der Welt lamentiert“, sagt er. Nur eins hat er nicht getan: Gegoogelt oder in anderen Quellen nachgelesen, was über „Pankreas-CA“ und die Lebenserwartung geschrieben steht. Marcus, der 1994 als Zivildienstleistender im Klinikum begann, 1998 auf dem Winterberg sein Examen als Gesundheits- und Krankenpfleger abgeschlossen hat, danach die Fachweiterbildung für die Intensivstation absolvierte und viele Jahre im Zentrum für Intensivmedizin auf dem Winterberg in verschiedenen Positionen arbeitete – zuletzt als Bereichsleitung für die Intensivstationen -, musste dazu auch nicht viel nachlesen. Zu viele Patienten mit dieser Diagnose hatte er selbst schon gesehen, selbst gepflegt, selbst sterben sehen: „Im Mai letzten Jahres wusste ich nicht, ob ich Weihnachten noch erlebe.“

Anspruchsvolle Whipple-OP war seine einzige Chance

Jetzt steht schon das zweite Weihnachtsfest nach der verheerenden Diagnose bevor. Für die Familie, besonders für Frau Steffi und das siebenjährige Söhnchen Luca, das beste Geschenk der Welt: „Ohne die Liebe der beiden hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt Marcus. „Das alles“ bedeutet: Einige schwere Operationen, eine zehnzyklige Chemotherapie, viele nicht unproblematische Begleiterkrankungen – und 30 Kilo weniger. Der erste Eingriff war die anspruchsvolle sogenannte „Whipple-Operation“, die der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Onkologische Chirurgie, Dr. Dr. habil Gregor Stavrou, mit einem Team aus vielen Fachrichtungen durchführte. Bei einer Whipple-Operation werden der Kopf der Bauchspeicheldrüse und diverse umliegende Organe oder Teile davon aufwändig entfernt – es ist ein großer Eingriff, der ein hohes Maß an Kompetenz erfordert und natürlich auch Risiken birgt, aber Marcus‘ einzige Chance war.

In aussichtslosen Momenten schenkten die Kollegen Kraft

Für ihn war von Anfang an klar: „Wenn ich operiert werden kann und muss, dann nur hier in diesem Haus, ich vertraue dem Team Winterberg voll und ganz“, sagt Marcus, „und das war das Beste, was ich für mich in dieser Situation machen konnte. Der Einsatz meiner Vorgesetzten, aller Kolleginnen und Kollegen, nicht nur aus meiner eigenen Abteilung, bewegt mich noch heute total. Wie sich alle um mich gekümmert haben, das war einfach nur bombastisch. Auch wenn die Situationen oft aussichtslos schienen, so habe ich mich nie alleingelassen gefühlt. Jeder hat voll mitgezogen.“ Sein Schicksal hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Team Winterberg bewegt, viele haben mit ihm gelitten, geweint, gehofft, gebangt – und manchmal auch einfach nur ein bisschen gefrotzelt: „Das hat mir am besten gefallen“, lacht Marcus.

Ein erneuter Schock wartete allerdings nach der großen Whipple-Operation und der folgenden Chemotherapie im Rahmen einer Routinekontrolle: Es zeigte sich ein einzelner Herd in der Leber, der eine Metastase sein könnte. „Es war ein ganz spezieller Fall. Wir haben im Team viel darüber diskutiert, ob wir Marcus operieren sollen oder nicht. Meist wird bei dieser Krankheitsgeschichte und einem neuen Tumor im Nachbarorgan nur noch palliativ behandelt. Aber so richtig an eine Metastase geglaubt haben wir alle irgendwie nicht – und deshalb die Einzelfallentscheidung getroffen, die OP durchzuziehen“, sagt Dr. Dr. habil Gregor Stavrou im Rückblick. Mit Recht: Es war keine Metastase, wodurch sich Marcus‘ Prognose natürlich deutlich verbessert hat.

Alle gemeinsam im Kampf gegen den Krebs

Dass er auf dem Winterberg auch medizinisch in den besten Händen war und ist, spürt er jeden Tag aufs Neue: „Natürlich ist die OP-Belastung für einen ohnehin durch den Krebs und Chemo geschwächten Körper ein Hammer. Aber die Ergebnisse und Botschaften nach der Whipple-OP und auch nach der darauffolgenden Leber-OP machten mir Hoffnung und machten mich stark“, erzählt Marcus. Mit dem fixen Datum der ersten OP – ohne zu wissen, was sie hervorbringen würde – schöpfte er bereits neue Hoffnung: „Der Weg war dann klar und es war auch klar, dass wir alle gemeinsam den Kampf aufnehmen.“ Und als sich abzeichnete, dass der Kampf nicht aussichtslos war, entschied Marcus: „Mein Ziel war: Ich wollte unbedingt wieder arbeiten.“ Nach Reha und Wiedereingliederung hat unser Team-Kollege genau das geschafft: Er kommt jetzt wieder jeden Tag auf den Berg, kümmert sich als Bereichsleitung um die Intensivstationen – und ist froh, dass seine Sonderstellung als Patient nun Geschichte ist: „Es ist fantastisch, wieder voll dazuzugehören, nicht auf mehr auf der anderen Seite zu stehen.“ Auch wenn er weiß, dass diese Krankheit ihn nicht mehr loslassen wird und er realistisch gen Zukunft blickt, zieht er seinen Vorsatz, das Leben ab dem erzwungenen „Neustart“ in jedem Moment auszunutzen, voll durch: „Ich genieße jede Sekunde. Alles ist ein Geschenk, besonders die Zeit mit meiner Frau und meinem Sohn.“

Endlich wieder im blauen Kasack

Dazu gehört auch, dass er endlich das OP-Hemd und die Alltagskleidung wieder gegen den blauen Kasack tauschen konnte – und uns mit einem sympathischen Lächeln auf den Lippen im Treppenhaus oder auf der Station begegnet.

Marcus, wir freuen uns, dass du wieder bei uns bist und wünschen dir alles Gute!

Update am 17. November 2023: Die Saarbrücker Zeitung hat am 16. November 2023 online über unsere Mutmach-Geschichte berichtet. 

Kompetenzzentrum für Erkrankungen des Pankreas' auf dem Winterberg

Das Klinikum Saarbrücken ist eine von wenigen Kliniken, die auch komplexe Therapiekonzepte anbietet und umsetzt. Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Onkologische Chirurgie ist u.a. „Kompetenzzentrum für Chirurgische Erkrankungen des Pankreas‘“ und trägt mit einem gelebten interdisziplinären Ansatz zur ganzheitlichen Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenerkrankungen maßgeblich bei – von der Diagnostik über die operative Therapie bis hin zur interventionellen Behandlung im Onkovaskulären Zentrum auf dem Winterberg.

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Marcus Polz, Bereichsleiter Pflege und seit knapp 30 Jahren im Team Winterberg, ist dankbar, dass er nach seiner schweren Erkrankung wieder den blauen Kasack tragen kann.