„Ich kann meinen Sohn aufwachsen sehen – das ist das allergrößte Geschenk“

Pressemitteilung /

Die hochschwangere Sukriye Igrek erleidet eine lebensbedrohliche Hirnblutung, Mutter und Kind sind heute wohl auf.

„Muss ich mich setzen?“, diese Frage ist das einzige, was Maclum Ayten sagen kann, als die Ärzte nach der Untersuchung seiner Frau zu ihm kommen. Kurz zuvor hat der 33-Jährige seine hochschwangere Frau Sukriye Igrek aus Merzig-Hilbringen mit Schaum vorm Mund und akutem Krampfanfall via Notarzt und Rettungsdienst auf den Winterberg bringen lassen, nachdem sie über Kopfschmerzen geklagt hatte und kurz danach bewusstlos geworden war. Auf dem Winterberg ist die Notfall-Anlaufstelle das Neurovaskuläre Zentrum, kurz NVZ, eins von zwei Einrichtungen dieser Art im Saarland, die mit Hightech-Ausstattung interdisziplinär Leben retten können. 

Die Neurochirurgen, die Neuroradiologen und die Gefäßchirurgen nicken, Maclum Ayten soll sich setzen: Es ist ernst. „Beide, Mutter und Kind, könnten sterben.“ Die Bildgebung im Klinikum Saarbrücken zeigt starke Hirnblutungen infolge eines rupturierten („geplatzten“) Aneurysmas. Im Arztbrief wird später stehen: „Aneurysmatische Subarachnoidalblutung sowie intrakranielle Blutung rechts temporal bei rupturiertem Aneurysma“. Schnelle Entscheidungen müssen her. Can wird in der 41. Schwangerschaftswoche um 20:46 Uhr mit 47 cm und 2705 g per Not-Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Danach muss Sukriye in den OP, wie lange, ist offen – wie erfolgreich, auch. Der frisch gebackene Papa Maclum hält derweil seinen neugeborenen Sohn im Arm: „Er hat mich abgelenkt. Und ich dachte einfach nur: Jede Stunde, die rumgeht, ist eine gewonnene Stunde. Wenn keiner kommt und sagt, wir müssen mit Ihnen sprechen, ist alles gut“, so hat er sich getröstet und von Minute zu Minute geschleppt. Im Entlassbrief wird es später heißen: Operationen: Notsectio, Kraniektomie, Aneurysmaclipping, alles an einem Tag – und 2 Wochen danach: Schädeldachplastik.

Die Zeit auf der Intensivstation 43

Nach 360 Minuten, mitten in der Nacht, kommt seine Frau aus dem OP, wird auf die Intensivstation 43 gebracht, wo sie die kommenden drei Wochen verbringen wird. Sie selbst hat fast keine Erinnerung an die Zeit, weiß aber sicher, dass sie in Zimmer 6 untergebracht war. „Als ich wach wurde, hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo ich war und was passiert war“, sagt die 35-Jährige, „als die Ärzte mir sagten, Sie hatten eine schwere Kopf-OP, das war, als würde ich die Geschichte einer Fremden hören“. Der größte Schock war, als sie erfuhr, dass sie die Geburt „verpasst“ hat: „Als ich im Krankenbett wach wurde, ging ich fest davon aus, dass ich bald meinen Sohn zur Welt bringen werde.“ Noch immer kommen ihr die Tränen, wenn sie darüber nachdenkt: „Ich stand wochenlang neben mir.“ Inzwischen kommt sie mit der „verpassten Geburt“ zurecht: „Je mehr Zeit vergeht, umso dankbarer bin ich. Mein Kind ist kerngesund, es lebt, ich lebe. Ich kann ihn aufwachsen sehen, das ist das allergrößte Geschenk.“

Überhaupt keine Rolle spielt dabei auch, dass die frühere Blondine mit langen Haaren nun einen braunen Kurzhaarschnitt trägt. „Es ist ein Symbol für den Neuanfang, mein neues Leben. Früher habe ich mir die Haare gefärbt, dann wurden sie für die OP abrasiert – und es gefällt mir so viel besser“, sagt Sukriye. Ab und an merkt sie, dass sie „noch nicht wieder so funktioniert wie vorher“, sie vergisst vieles, manche Verhaltensweisen hätten sich auch verändert, sagt ihr Mann – „aber alles nichts Dramatisches“. Zur Nachsorge kommt sie regelmäßig auf den Winterberg.

 

Was ist das Neurovaskuläre Zentrum?

Im aktuellen Krankenhausplan des Saarlandes wurde das Klinikum Saarbrücken als eines von nur zwei Neurovaskulären Zentren (NVZ) im Saarland ausgewiesen. In diesem Zentrum werden alle neurovaskulären Behandlungsverfahren sowohl elektiv, aber auch insbesondere im Notfall 365 Tage und 24 Stunden am Tag, durchgeführt. Hierbei steht die Behandlung von Patienten mit Schlaganfall, Hirnblutung, von Gefäßaussackungen (Aneurysmen) oder aber mit Verengungen (Stenose) der Hals- und Hirnschlagadern im Vordergrund. Neben der Neurologie, der Neurochirurgie und der Gefäßchirurgie ist auch die Neuroradiologie mit ihren katheterbasierten neurointerventionellen Eingriffen ein wichtiger Bestandteil der interdisziplinären Versorgung im NVZ. In das NVZ am Klinikum Saarbrücken kommen auch zahlreiche Patienten aus umliegenden Krankenhäusern. Somit ist das NVZ ein überregionaler Partner für viele Zuweiser.

Rund 80 Prozent aller Schlaganfälle werden durch ein Blutgerinnsel verursacht, das ein hirnversorgendes Blutgefäß verschließt. Gab es früher nur die Möglichkeit, die Gerinnsel medikamentös aufzulösen, können sie heute in ausgewählten Fällen in spezialisierten Zentren wie dem Klinikum Saarbrücken mittels eines Katheters mechanisch entfernt werden. Die Erfolgsraten liegen bei bis zu 90 Prozent. Die endovaskuläre Methode nimmt eine zunehmende Rolle in der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten ein. So werden im neurovaskulären Zentrum des Klinikums Saarbrücken im Jahr über 1.000 Schlaganfallpatienten aller Schweregrade aus einem überregionalen Einzugsgebiet an 365 Tagen rund um die Uhr versorgt. 

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Sukriye Igrek und ihr Ehemann Maclum Ayten im Untersuchungs- und Behandlungszenrtum im Klinikum Saarbrücken
Zur Nachsorge kommt Sukriye Igrek regelmäßig auf den Winterberg. Ihr Ehemann Maclum Ayten begleitet sie.