Premiere auf dem Winterberg: Erste Schulterprothese nach Maß

Pressemitteilung /

Dank 3D-Technik: Patient Peter Scheidweiler erhält ein passgenaues künstliches Schultergelenk.

Wenn Prothesen von der „Stange“ nicht mehr passen: Nach vier Monaten Vorbereitung haben die Ärzte des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie erstmalig ein individualisiertes passgenaues künstliches Schultergelenk, das in 3D-Technik speziell für diesen Patienten sonderangefertigt wurde, eingesetzt.

„Es verging kein Tag, an dem ich keine Schmerzen hatte. Von dem neuen Gelenkersatz erhoffe ich mir ein schmerzfreies Leben“, sagt der „Schulterpatient“ Peter Scheidweiler, „Dass ich die Schulter nicht bewegen kann – damit habe ich mich abgefunden“. Chronische Schmerzen und eine massive Bewegungseinschränkung des rechten Schultergelenks bestimmen das Leben des 57-Jährigen in allen Bereichen. Begonnen hat alles mit einem ausgerenkten Schultergelenk, damals war er 19 Jahre alt. Mittlerweile hat er acht Operationen an seiner Schulter erlebt, der vor Jahren eingesetzte künstliche Gelenkersatz musste bereits einmal ausgetauscht werden. Jedoch auch diese Schulterprothese lockerte im Laufe der Zeit aus dem Knochen aus. Besonders belastend erlebt er die starken Schmerzen, die ihn in seinem Leben neben der eingeschränkten Bewegung immer weiter bestimmen.

Sein behandelnder Arzt, Unfallchirurg Christian Müller, Oberarzt im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Klinikums Saarbrückens, schlägt seinem Patienten vor, ein passgenaues Gelenk einzusetzen. Im Fall des Patienten Peter Scheidweiler ist das die einzige Möglichkeit, um die Situation zu verbessern. Diese neuartige Therapieoption steht dank sich immer weiter entwickelnder Medizintechnik seit wenigen Jahren zur Verfügung. Im Einzelfall werden hier von spezialisierten Anbietern anhand der Daten aus der Computertomographie mittels 3D-Technik individualisierte Implantate gefertigt.

„Die Gelenkflächen des Schultergelenks sind irreparabel geschädigt und die am Markt verfügbaren Implantate passen nicht. Die einzige Therapieoption ist ein individualisierter Ersatz mit einer speziell für diesen Pateinten angefertigten Sonderprothese“, ist sich Christian Müller sicher. Der Unfallchirurg holt weitere Expertenmeinungen ein und erarbeitet ein Behandlungskonzept.

Die Vorbereitung zur Operation 

Nach mehreren Wochen Vorbereitung mit Dünnschicht-Computertomographie, Computersimulation der prothetischen Versorgung, virtueller Operationssimulation gemeinsam mit Experten des italienischen Implantatherstellers und millimetergenauer Anfertigung der Sonderprothese, findet der knapp dreistündige Eingriff Mitte Juni 2021 im Klinikum Saarbrücken statt – eine Premiere.

Auch das Vorgehen im OP unterscheidet sich von dem sonstigen Geschehen in Saal 2 des Zentral-OPs auf dem Winterberg: Bereits am Vortag werden alle OP-Schritte genau durchgegangen und an einem mittels 3D-Drucker hergestellten Kunststoffmodell des veränderten Knochens die Implantation der künstlichen Schulterpfanne einstudiert. Am OP-Tag selbst hängen zur besseren Visualisierung Ausdrucke mit den einzelnen Operationsschritten an der Wand, das Operationsteam rund um Unfallchirurg Christian Müller wird durch den Chefarzt des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie Prof. Dr. Christof Meyer, die Oberärztin Dr. Katrin Schall sowie einen Vertreter des Implantatherstellers verstärkt.

Nach der Operation fällt von allen Beteiligten die spürbare Anspannung ab: Alle aufwändigen und anspruchsvollen Operationsschritte verlaufen nach Plan – und das Sonderimplantat passt perfekt auf das durch vorherigen Operationen und die ursprünglichen Implantate stark deformierte Schulterblatt!

Die Lebensqualität kommt zurück

Eine Woche, nachdem das passgenaue Schultergelenk eingesetzt wurde, kann Peter Scheidweiler nach Hause. „Die Schmerzen sind rückläufig, erste Pendelübungen mit dem Arm durfte ich unter Anleitung schon machen.“ Nun befindet sich der Patient in der Rehabilitation und macht gute Fortschritte. Er freut sich: „Ich bin zuversichtlich, es wird gut.“

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Portait von Patient Peter Scheidweiler im Patientenzimmer des Klinikums Saarbrücken
"Ich bin zuversichtlich, es wird gut", ist sich Peter Scheidweiler, dem die erste Schulterprothese nach Maß im Klinikum Saarbrücken eingesetzt wurde, sicher.
Im Operationssaal im Klinikum Saarbrücken: Künstlicher Gelenkersatz in den Händen
Wenn die Prothese von der "Stange" nicht mehr passt, muss eine Sonderanfertigung her. Hier das Kunststoffmodell des Schulterblattes mit deformierter Schultergelenkpfanne.
Im Operationssaal im Klinikum Saarbrücken: die Operateure Prof. Dr. Christof Meyer, Oberarzt Christian Müller (mitte)  und Oberärztin Dr. Kathrin Schall am Operationstisch während der Operation von Patient Peter Scheidweiler.
Während der Operation von Peter Scheidweiler: Die Operateure Prof. Dr. Christof Meyer, Oberarzt Christian Müller (Mitte) und Oberärztin Dr. Kathrin Schall am Operationstisch im Saal 2 im Klinikum Saarbrücken.