Wenn Kinder zum Röntgen müssen: So wenig Strahlung wie nötig

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Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Weil sie noch im Wachstum sind, sind sie empfindlicher und störungsanfälliger. Röntgenstrahlen können beim Kind mehr Schäden anrichten als beim Erwachsenen. Im Klinikum Saarbrücken werden modernste digitale Röntgentechniken und ein spezieller Computertomograh zur besonderen Strahlenreduktion eingesetzt. Ein mobiles Röntgengerät hat dabei die Form einer Giraffe. Das hilft auch, Ängste zu nehmen.

Viele Eltern kennen das: Ihr Kind ist von der Schaukel gefallen oder eine Mauer herunter gestürzt, es schreit fürchterlich und man hat Angst, dass dem Kind etwas Ernsthaftes passiert ist. Um eine Gehirnverletzung auszuschließen, muss der Kopf untersucht werden – oder der Arm geröntgt, um festzustellen, ob er gebrochen ist. In diesen Fällen ist es gut, in ein Krankenhaus zu gehen, das auf die Behandlung von Kindern eingerichtet ist. Denn die Art der Bildgebung und die Strahlendosis müssen auf den kleinen Organismus abgestimmt sein.

„Die erste Präferenz bei der Untersuchung von Kindern ist – wenn irgend möglich -  ein strahlenfreies Untersuchungsverfahren“, weiß Dr. Barbara Franz, Fachärztin für Radiologie im Klinikum Saarbrücken, die sich auf Kinderradiologie spezialisiert hat. „Grundsätzlich sollte eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen nur dann durchgeführt werden, wenn sich daraus eine therapeutische Konsequenz für das kranke Kind ergibt, die anders nicht zu erreichen wäre.“

Was viele nicht wissen: Zum Schutz der Kinder gibt es europaweite Richtlinien für die pädiatrische Radiologie. Zwei Hauptprinzipien sind dabei zu beachten: Zum einen eine strenge Indikationsstellung, das heißt: In jedem Einzelfall muss geklärt sein, ob eine radiologische Untersuchung erforderlich ist oder ob man auch anders zu einer genauen Diagnose kommt. Zum anderen muss die Aufnahmetechnik an den kleinen Patienten angepasst sein: So viel Strahlung wie nötig, so wenig wie möglich.
Viele neuere Verfahren helfen dabei, die Strahlendosis zu vermindern. Zum Beispiel wird durch spezielle Filter in der Röntgendiagnostik eine Verminderung der Strahlendosis erzielt, um besonders die stark strah-lensensiblen Organe wie z.B. die Schild- und die Brustdrüse zu schützen. Neue Detektortechnologien erlauben eine Reduktion der Strahlenexposition. Für Durchleuchtungsuntersuchungen des Magen-Darm-Traktes und der Harnwege gibt es spezielle digitale Kinderprogramme, die eine Senkung der Strahlendosis um 90 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Techniken ermöglichen. Gleiches gilt für katherbasierte angiographische Eingriffe bei Kindern.

Frühgeborene im Inkubator (Wärmebettchen), aber auch ältere Kinder auf der Kinderintensiv-Station werden im Klinikum Saarbrücken mit der so genannten „Mobilette“ direkt auf der Station geröntgt. Vorteil: Sie müssen dazu nicht in die Radiologie transportiert oder aus ihrem Bett herausgenommen werden. „Die Mobilette erfüllt dafür besondere technische Kriterien“, so der Chefarzt der Radiologie des Klinikums Saarbrücken, Prof. Dr. Elmar Spüntrup: „Sie ist komplett digital mit moderner Flachdetektor-Technologie und speziellen Kinderprogrammen ausgestattet. Zudem befindet sich direkt am Gerät ein Bildschirm zur unmittelbaren Bildbetrachtung, was bei einem akuten Notfallröntgen auf einer Intensivstation wertvolle Zeit einsparen kann. Durch schnelle und mobile Diagnostik wird eine unmittelbare Einleitung der Therapie ermöglicht.“ Das Besondere an der Mobilette ist, dass sie wie eine freundliche Giraffe aussieht. Prof. Spüntrup: „Das macht den Kindern Spaß, lenkt sie im Idealfall von ihren Schmerzen ab und nimmt die Angst vor der Untersuchung.“

Die Untersuchung von Kindern erfordert neben einer speziellen technischen Ausrüstung auch Geduld und Fingerspitzengefühl. Die Radiologin Dr. Barbara Franz weiß: „Erfahrungsgemäß hat es eine beruhigende Wirkung auf den kleinen Patienten, wenn die Eltern dabei sind. Deshalb sind Eltern bei der Untersuchung unbedingt erwünscht! Besonders auch vor dem Hintergrund, dass Eltern immer wissen sollten, was mit ihrem Kind passiert - und warum eine Untersuchung erforderlich ist.“

Beim akut schwer-verunfallten Kind oder bei Lungenerkrankungen wie z.B. der Mukoviszidose ist die Computertomographie (CT) die Methode der Wahl. Innerhalb weniger Sekunden können mit den hochmodernen Geräten Aufnahmen jeder Körperregion angefertigt werden. Eine Untersuchung von Kopf bis Fuß dauert bei diesen Geräten gerade einmal noch fünf Sekunden. Bewegungsunschärfen, zum Beispiel durch die Atmung oder Unruhe des Kindes, entstehen bei dieser Aufnahmegeschwindigkeit nicht mehr. Auch hier finden zur Minimierung der Strahlenbelastung spezielle Kinderprogramme Anwendung, die das geringere Gewicht und die Maße der kleinen Patienten berücksichtigen.

Für Erkrankungen des Gehirns und des Rückenmarks, der Knochen und Weichteile ist die Kernspintomographie, auch Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) genannt, die Untersuchung der Wahl. Sie ist zu 100 Prozent strahlenfrei. Die kleinen Patienten werden nach Möglichkeit in Anwesenheit ihrer Eltern untersucht und können während der Untersuchung über Kopfhörer ihre Lieblings-CD hören. Bei sehr unruhigen Kindern kann eine Gabe von Beruhigungsmittel notwendig sein. In diesem Fall wird sie durch einen Kinder- oder Narkosearzt vor Ort durchgeführt und überwacht.

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